Der 23. April in Regensburg
19. Dezember 2013
Position der VVN-BdA Regensburg zum Gedenktag
Anlass für das hier dokumentierte Papier war ein „Runder Tisch Geschichte der NS-Zeit in Regensburg“ zum Thema: „Würdiges Gedenken – lebendiges Erinnern … Wie gehen wir mit der NS-Geschichte in Regensburg um?“ am 12. November 2013, zu dem das Evangelische Bildungswerk und das Amt für Weiterbildung der Stadt Regensburg eingeladen hatten. Die Teilnehmer waren gebeten worden, „ihre Tätigkeit, ihre bisherigen und geplanten Aktivitäten kurz zusammenzustellen“. Hier die Antwort der VVN-BdA Regensburg:
Unsere Haupttätigkeit gilt dem antifaschistischen Gedenktag Regensburgs, dem 23. April. Der Gedenktag ist aus der Studentenbewegung heraus entstanden und wird seit 1972 jährlich begangen (auch wenn es bereits in den späten 1940er Jahren Gedenkveranstaltungen gab). Die Gedenkkundgebung, die an die Frauendemonstration am 23. April 1945 und das NS-Verbrechen an Dr. Johann Maier, Michael Lottner und Josef Zirkl erinnert, wurde seit 1998 zum Gedenkweg für alle Opfer des Faschismus weiterentwickelt. In Stadtamhof wird an die Leiden und den Tod der Gefangenen im KZ Außenlager Colosseum gedacht, auf dem Neupfarrplatz an die Nazigegner, die 1943/44 als „Neupfarrplatz-Gruppe“ verfolgt wurden,
an der Gedenktafel in der Schäffnerstraße an die Auslöschung der Regensburger Jüdischen Gemeinde, an Gedenktafel und Stolperstein Minoritenweg 9 an die Verfolgung der drei Regensburger Widerstandsgruppen der Zeugen Jehovas, auf dem Dachaupaltz an die letzten Regensburger NS-Opfer. Die jährliche Wiederkehr des Gedenktags gab und gibt zudem die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf die ersten Opfer der Arbeiterbewegung im März 1933 sowie auf lange Zeit „vergessene Opfer“ zu richten. Widerstandskämpfer, Verfolgte, Überlebende, Zeitzeugen Große Bedeutung kam an diesem Gedenktag Widerstandskämpfern zu, die in früheren Jahren regelmäßig eingeladen wurden und auf dem Dachaupaltz sprachen, wie etwa Josef Felder 1980, Oskar Neumann 1983, Kurt Fricke 1993, Martin Löwenberg 1995 oder Vera Pickova, Prag, 1997. Mitte der 90er Jahre nach den ersten großen Überlebendentreffen, die auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg e.V. in Flossenbürg stattfanden, nahmen wiederholt ehemalige Colosseum-Gefangene, Zbigniew Kołakowski (1999) und Tadeusz Sobolewicz (zuletzt 2008) aus Polen teil. In den 2000er Jahren schließlich konnten wir noch ehemalige NS-Zwangsarbeiter, wie Václav Smíšek aus der Tschechischen Republik (2002) als Zeitzeugen einladen. Auch „Kinder des Widerstands und der Verfolgung“ sprachen am 23. April als heute noch aktive Zeitzeugen, Jiří Fišer aus Holýšov, Tschechien (2005) und Ernst Grube aus München (2008).
Unser Anliegen Der 23. April als Regensburger Gedenktag dient dem Gedenken an alle Opfer, sowie bestimmte namentlich genannte Opfer und knüpft an konkreten Orten und einem bestimmten Tag an. Unser Anliegen ist das Gedenken heute und das „Nie wieder“. Dieses Gedenken wird es geben, solange Menschen in Regensburg diesem Bedürfnis Ausdruck geben möchten. In diesem Sinn verstehen wir uns nicht als Geschichtsinitiative, die forscht und dokumentiert. Dennoch waren uns die Forschungsergebnisse und Dokumentationen Anderer immer hilfreich und zunehmend notwendig und spiegeln sich auch in der Entwicklung der Gedenkveranstaltung am 23. April über die Jahrzehnte wider.
Zum Schluss Die Initiative zum 23. April ging nicht von der älteren Generation aus, traf aber bei Überlebenden der NS Verfolgung auf die Bereitschaft, ihre Erfahrungen an die Jüngeren weiterzugeben. Regensburg, 29. Oktober 2013, Luise Gutmann, Kreisvorsitzende VVN-BdA