Stadt München ehrt Ernst Grube

3. November 2021

Neben dem „Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“, der an das Festival „Ausarten – Perspektivwechsel durch Kunst: Jüdisch-Muslimischer Dialog“ geht, verleiht die Landeshauptstadt München auch einen Ehrenpreis, mit dem sie dieses Jahr das jahrzehntelange Engagement des Shoah-Überlebenden Ernst Grube würdigt. Als jüdisches Kind ausgegrenzt und verfolgt, mit Mutter und Geschwistern noch Anfang 1945 ins KZ Theresienstadt deportiert, teilt er seine Geschichte wann immer möglich mit heutigen Schülerinnen und Schülern. Als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau e.V., langjähriger Sprecher des Vorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und nicht weniger weiterer erinnerungspolitischer Gremien ist Ernst Grube eine öffentliche Persönlichkeit. Seine kritisch analysierende und mahnende Stimme wird gehört. Seine Dankesrede für den Preis ist ein Beispiel für seine Interventionen und seine Haltung. Wir dokumentieren die Rede, die Ernst Grube zur Preisverleihung am 25. 10. 2021 im Münchner NS-Dokumentationszentrum gehalten hat, und sagen: Herzlichen Glückwunsch lieber Ernst Grube zum Ehrenpreis! Wir freuen uns mit Dir!

Rede von Ernst Grube zum Dank für den Ehrenpreis / Bürgerpreis der Landeshauptstadt München 25.10.2021

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter, liebe Frau Zadoff, lieber Thomas, liebe Jury Mitglieder, liebe Gäste,

Ich danke Ihnen für die Verleihung des Bürgerpreises „für Demokratie – gegen Vergessen“.
Sie anerkennen damit meine Tätigkeit im Bereich der Erinnerungsarbeit als wichtigen, lebendigen
Bestandteil demokratischen Lebens.
Geehrt sind dadurch auch all diejenigen Menschen, mit deren Unterstützung und mit denen zusammen ich diese Erinnerungsarbeit mache.
Erinnerungskultur, wie heute Aufklärung über die NS-Verbrechen genannt wird, war und ist eine sehr
anstrengende aber notwendige Aufgabe.

Die Shoah und der beispiellose Raub- und Vernichtungskrieg von Nazi-Deutschland im Osten, gegen die Sowjetunion, der die Shoah erst ermöglicht hat, – diese Verbrechen waren lange Zeit tabu, ebenso der Widerstand gegen das NS-Regime.

Die Bewusstmachung der größten Menschheitsverbrechen und deren Folgen für unser aktuelles
gesellschaftspolitisches Handeln ist nach wie vor umkämpft. Wenn ich zurück denke an meine Erlebnisse in den Jahren1949/1950 so trauerten die meisten Bürger*innen damals eher der Nazizeit und dem verlorenen Krieg nach. Von den Verbrechen der Nazis gegen uns Juden, gegen politisch Widerständige, die in den KZs eingesperrt und gefoltert worden waren, wollten sie nichts wissen.
Kommunisten und anderen aktiven Antifaschisten wurde von der die Verbrechen beschweigenden Mehrheit und ihren Eliten ein berechtigtes Interesse abgesprochen. Die aktiven Antifaschisten setzten sich für eine Gesellschaft gemäß den Postdamer Beschlüssen ein, in der nicht die Förderer und Profiteure von Faschismus und Krieg weiter bestimmenden Einfluß haben sollten.
Als Kriegs- und Atomwaffengegner haben sie sich gegen den Aufbau eines neuen Militärs gewehrt, in der die ehemaligen Generäle der faschistischen Wehrmacht das Sagen hatten. Sie haben die Wiederkehr ehemaliger Nazis in ihre alten Funktionen bekämpft, und oft haben sie dafür wie ich Gefängnishaft und gesellschaftliche Ächtung riskiert.

Unsere Verfolgungserfahrungen, unsere Verletzungen und Verluste zählten nicht, bestenfalls waren sie anstößig. Darüber sprachen wir nur in kleinen Kreisen, unter uns. Geehrt wurde damals niemand aus unseren Reihen.

Über mehrere Jahrzehnte hat sich diese Situation nicht geändert. Im Gegenteil. Die KPD wurde verboten. Auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) sollte 1962 verboten werden, was jedoch nicht gelang. Der beklagte Vertreter der VVN machte zur Eröffnung des Prozesses bekannt, dass der zuständige Senatspräsident Prof. Dr. Werner, ein leidenschaftlicher Nazi, früh bei der SA und dann bei der
NSDAP organisiert war. Das internationale Renommee spielte eine Rolle, so wurde dieser Prozess abgebrochen.

Der Vorwurf, dass die Kommunisten keine Demokraten seien, ist bis heute geblieben. Das hat mir beinahe den beruflichen Weg als Lehrer versperrt. Die VVN-BdA wird immer noch in ihrer Aktivität verleumdet und eingeschränkt. Der Verfassungsschutz beobachtet die VVN, in Bayern ist ihr nach wie vor die Gemeinnützigkeit genommen.
Inzwischen ist das Jahrzehnte dauernde Ringen um die Errichtung von dauerhaften Aufklärungsorten wie des Jugendgästehauses in Dachau, heute Max- Mannheimer – Studienzentrum oder auch des NS-
Dokumentationszentrum selbst schon Geschichte.

Anfang der 80ziger Jahre haben ehemalige Häftlinge wie z.B. Otto Kohlhofer, Eugen Kessler, Adi
Maislinger, Herrmann Langbein, Nicolaus Lehner, Marie Luise Jahn, Max Mannheimer …und ich begonnen internationale Jugendbegegnungen – u.a. in Form von Zeltlagern – durchzuführen. 1981 bildeten wir eine Initiativgruppe für die Errichtung einer „Internationalen Jugendbegegnungstätte
Dachau“.

Wir ehemals Verfolgten wollten unsere Erfahrungen weitergeben und das in einem Treffen tun, das durch seinen internationalen Charakter schon selbst ein Stück Programm war: das Zusammenkommen von jungen Menschen aus Ländern, die von Faschismus und Krieg angegriffen worden waren und deren Bevölkerung unter den Verbrechen noch immer leidet.
Nie wieder sollten Nationalismus und Militarismus, Antisemitismus und Rassismus Menschen gegeneinander aufbringen und sie zu Tätern an anderen Menschen und Völkern machen.
Doch als Zeltlager – ohne Unterstützung durch die Stadt Dachau, den Landkreis oder staatliche Stellen – war das immer ein Provisorium. Oft wussten wir erst in letzter Minute, wo die Zelte für die jugendlichen Teilnehmer aufgeschlagen werden konnten, weil uns kein Platz zur Verfügung stand. 1984 gründeten wir den „Förderverein Internationale Jugendbegegnungstätte Dachau“. Dieses Vorhaben, das zum Teil breite Unterstützung fand, stieß jedoch auf den erbitterten Widerstand der Dachauer CSU, die im Stadtrat das Vorhaben ablehnte. 1986 konstituierte sich daher ein Kuratorium mit prominenten Persönlichkeiten. Unter Ihnen war auch Frau Hamm-Brücher, die mit ihrer souveränen, unerschrockenen Art und mit Tatkraft unser Vorhaben gegen solche Blockaden mit voran gebracht hat. So kam ich damals mit Hildegard Hamm-Brücher, der Stifterin dieses Preises, zusammen. Aus jüdischen familiären Zusammenhängen kommend, hatte sie selbst Verfolgung und Bedrohung erlebt. Sie war in lockerem Kontakt mit Studierenden um die Weiße Rose gewesen.
Angesichts rasant wachsender ökonomischer Ungleichheit heute in unserem Land und weltweit,
angesichts von Ausbeutung von Mensch und Natur in einem nie da gewesenen Ausmaß, von gigantischer Aufrüstung und verheerenden Kriegen, so dass zur Zeit über 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, erinnere ich an eine Aussage aus dem 5. Flugblatt der Weißen Rose :
„Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter dieser Erde“.
Ich danke Ihnen für diese Preisverleihung.

Wir dokumentieren ebenfalls die Laudationes für Ernst Grube von Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, sowie Dr. Thomas Rink, NS-Dokumentationszentrum München.

Die Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“ ist eine Stiftung der Landeshauptstadt München, ins Leben gerufen von der unvergessenen Dr. Hildegard Hamm-Brücher. Sie möchte zur Stärkung der Demokratie ermutigen, die Wachsamkeit gegenüber antidemokratischen Entwicklungen stärken, Zeichen gegen rechtsextremistische Tendenzen und Ausgrenzung setzen und aufklärend zur Auseinandersetzung über die NS-Vergangenheit im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur beitragen.

Zum Tod von Paul Köllner

25. Oktober 2021

Paul Köllner 15.01.1942 – 07.10.2021

Wir dokumentieren hier die Trauerrede von Christine Roth.

Paul Köllner und seine Frau Almuth begründeten den 23. April als antifaschistischen Gedenktag Regensburgs. Christine Roth war eine der vielen Mitstreiter*innen und 1979/80 im Anti-Strauß-Wahlkampf die Schülerin, die mit der Stoppt-Strauß-Plakette zur Schule ging. Darüber hinaus ist sie eine enge Freundin der Familie Köllner.

Wir bedanken uns bei Almuth Köllner und Christine Roth, dass wir die Trauerrede hier auf der Seite der VVN-BdA Regensburg veröffentlichen dürfen.

Ich war in den letzten Jahren zu den Veränderungen und der Weiterentwicklung der Gedenkkundgebung am 23. April zum Gedenkweg im Austausch mit Paul Köllner, zuletzt auch zu der schwierigen Entscheidung wegen Corona nicht auf die Straße zu gehen, das Angebot der Stadt anzunehmen, und unseren Beitrag zum Gedenktag ins Netz der Stadt zu stellen.

Ich habe mich sehr über Pauls Ermutigung und Bestärkung in unserem seit fünf Jahrzehnten geteilten Anliegen gefreut. Das habe ich ihm bei unserem letzten Telefongespräch vor wenigen Monaten auch gesagt und mich herzlich bedankt.

Unendlich dankbar nehme ich Abschied von Paul Köllner. – Luise Gutmann

Esther Bejarano Gedenkkundgebung

24. Juli 2021

Mittwoch, 4. August, 18 Uhr Neupfarrplatz

8. Mai Tag der Befreiung

8. Mai 2021

Wir dokumentieren den Aufruf zum 8. Mai in Augsburg. Unterstützt von: VVN-BdA Kreisvereinigung Augsbug, Augsburger Friedensinitiative (AFI), Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Gruppe Augsburg, GEW-Augsburg, pax christi Augsburg, Internationalistisches Bündnis Augsburg, MLPD,DIE LINKE KV Augsburg, Frauenstreik Komitee, Antifajugend Augsburg, Offene Antifaschistische Treffen Augsburg

„Am 8. und 9. Mai 1945 wurde ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer*innen, die vom Tod bedrohten Gefangenen in den Konzentrationslagern und die geschundenen Zwangsarbeiter*innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die heute leben, verdanken die Grundlagen unserer heutigen Lebensumstände den Siegern des 8. Mai. Die alliierten Streitkräfte, unter denen die sowjetische Rote Armee mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen hatte, sind und bleiben auch unsere Befreier. Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir an den Beitrag, den der antifaschistische Widerstand in Deutschland sowie in der Emigration als Teil von Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen dem Nazi-Terror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid, ihrer Zukunft und ihrem Leben. Die deutsche Wirtschaft, allen voran die Chemie- und Rüstungsindustrie und die Banken, waren die Gewinner von „Arisierung“ und Krieg sowie der Ausbeutung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeiter*innen. Diese Gewinne bildeten mit die Grundlage des „Wirtschaftswunders“ in der BRD, während die Opfer um jede noch so kleine „Entschädigung“ kämpfen mussten – oft vergeblich, wie bis heute die griechischen Opfer der Nazi-Willkür und der fehlenden Verantwortung der BRD-Regierungen.

Während in nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern, wie auch in der DDR, der 8. und/oder der 9. Mai gesetzlicher Feiertag wurde, hatte es genau 40 Jahre gedauert, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von „Befreiung“ gesprochen hat (Richard von Weizsäcker 1985).Heute, 76 Jahre nach der Befreiung, ist die Forderung „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ aktueller denn je: Die Bundesregierung betreibt eine permanente Hetzpropaganda als Bestandteil einer wachsenden aggressiven Außenpolitik, z.B. gegenüber Russland oder China. Deutschland ist tief in Kriege verwickelt und schreckt nicht davor zurück, autokratisch geführte Staaten wie z.B. die Türkei zu unterstützen und Machthaber wie die kriegsführende saudische Herrscherclique mit umfassenden Waffenexporten zu bedienen. Die deutsche Beteiligung am Morden in der Welt nimmt kein Ende. Ergebnis einer gnadenlosen Politik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sind gigantische Fluchtbewegungen, die mit unermesslichem Leid für die Flüchtenden einhergehen. Viele Länder schotten sich immer gewaltsamer ab und schicken die Hilfesuchenden in Elend, Folter und Tod zurück.

Nicht nur die rechtspopulistische AfD schürt den Hass auf die sozial Benachteiligten und die vor Krieg, Bedrohung und Unterdrückung Geflohenen. Mit der Hilfe der reißerischen Berichterstattung großer meinungsbildender Medien wurde die AfD zur größten Nichtregierungspartei, die mit Faschisten wie Höcke in ihren Reihen und ihrer Demagogie längst das Geschehen im Bundestag mitbestimmt.

Wir fordern: Der 8. Mai muss ein gesetzlicher Feiertag werden, an dem der Befreiungvom NS-Regime gedacht wird. Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr! Verbot aller faschistischer Organisationen!

Wir treten ein: Für eine Welt des Friedens, der internationalen Solidarität und der Völkerverständigung!“

Wie wäre es mit einer MAY-AYIM-STRASSE

19. März 2021

23. April Antifaschistischer Gedenktag

23. April 2020

Der Gedenkmarsch ist abgesagt – der 23. April als antifaschistischer Gedenktag bleibt.

Der Gedenktag erinnert an den 23. April 1945

  • als in den frühen Morgenstunden die Häftlinge das KZ Außenlagers Colosseum von Stadtamhof das letzte Mal über die Steinerne Brücke gingen, auf einen Todesmarsch getrieben, der erst acht Tage später bei Laufen an der Salzach endete. Die Befreiung vom faschistischen Terror erlebten nur wenige.
  • als am späten Nachmittag die Frauendemonstration die kampflose Übergabe der Stadt forderte, und Domprediger Dr. Johann Maier, Michael Lottner und Josef Zirkl nur vier Tage vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen dem Naziterror zum Opfer fielen.

Für uns ist der 23. April der Tag, an dem wir alle Opfer des Faschismus ehren und sagen: Im Gedenken an die Naziopfer: Bleibt wachsam ! Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!

Wie alle anderen auch sagen wir alle Veranstaltungen bis auf weiteres ab.

17. März 2020

„Von Hof nach Albacete: Hofer im Spanischen Bürgerkrieg“

8. März 2020

VVN-BdA Veranstaltungen im März und April 2020  im Lize

Di 10.03. um 19 Uhr, im Lize (Linkes Zentrum, Dahlienweg 2A, Eingang Erikaweg, 93053 Regensburg)

Randolph Oechslein, „Von Hof nach Albacete: Hofer im Spanischen Bürgerkrieg“

Alle Veranstaltungen nach dem 10. März sind abgesagt.

Di 24.03. m 19 Uhr im Lize

Luise Gutmann, hate speech and freedom of expression oder sind rassistische Äußerungen durch die Meinungsfreiheit geschützt?

Di 21.04. um 19 Uhr im Lize

Michael Bothner, In Feindes Hand – Der Widerstand sowjetischer Kriegsgefangener

 Di 28.04. um 19 Uhr im Lize

Dr. Guido Hoyer, „Brüderliche Zusammenarbeit“ – die Widerstandsorganisation sowjetischer Kriegsgefangener während des Krieges im Deutschen Reich

Tabu-Bruch in Thüringen

geschrieben von Ulrich Schneider Bundessprecher der VVN-BdA

6. Februar 2020

Tabu-Bruch ist vollzogen: AfD als „Königsmacher“ in Thüringen

Mit Entsetzen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es ausgerechnet die FDP in Thüringen ist, die den Tabu-Bruch vollzogen hat, die Höcke-AfD in die Rolle als „Königsmacher“ zu bringen. Ihr Schachzug, im dritten Wahlgang der Wahl zum Thüringischen Ministerpräsidenten den eigenen Kandidaten Thomas Kemmerich gegen Bodo Ramelow ins Rennen zu schicken, ermöglichte es der AfD, eine von ihr behauptete „bürgerliche Mehrheit“ gegen die rot-rot-grüne Landesregierung zu schaffen. Und CDU und FDP ließen dies widerspruchslos zu. CDU-Chef Mohring erklärte blauäugig, man sei nicht verantwortlich für das Stimmverhalten anderer Parteien. Alle bisherigen vollmundigen Erklärungen der FDP und der CDU, man wolle nicht mit der AfD zusammenarbeiten und werde sich nicht auf deren Unterstützung einlassen, wurden dem Machtkalkül gegen die bisherige Landesregierung geopfert.

Wer auf diese Weise Rassisten hoffähig macht, ist vollkommen unglaubwürdig, wenn es um gemeinsames zivilgesellschaftliches Handeln gegen Neofaschismus, Antisemitismus, Rassismus und andere Aspekte der Rechtsentwicklung geht. Die Wahl von Thomas Kemmerich wird in Thüringen – wenn es überhaupt gelingt – eine Regierung schaffen, die auf Gedeih und Verderb von der AfD abhängig ist. Das ist eine ernste Bedrohung für alle antifaschistischen Kräfte im Land und Einrichtungen, wie die KZ Gedenkstätte Buchenwald.

Deshalb ist zivilgesellschaftlicher Widerstand in jeder Form jetzt gefordert.

Droht die Zerschlagung der VVN-BdA Bundesvereinigung durch die Finanzämter?

24. Januar 2020

Erklärung unserer Bundesvorsitzenden Cornelia Kerth und Dr. Axel Holz

Liebe Freundinnen und Freunde der VVN-BdA

Am 6. Januar 2020 wurde der thüringischen Landesvereinigung (TVdN-BdA e.V.) der VVN-BdA vom Finanzamt Erfurt die Gemeinnützigkeit  erneut bescheinigt. Allerdings macht das Erfurter Finanzamt zur Auflage, dass der Thüringer Landesverband an die Bundesvereinigung keine Mittel mehr abführen darf.  Damit sind die der Bundesvereinigung zustehenden Anteile am Beitragsaufkommen gemeint.Darüber hinaus fordert das Finanzamt Erfurt nun „aus gemeinnützlichkeitsrechtlicher Sicht“, dass der Thüringer Verband „bei der nächsten Mitgliederversammlung“  seine Satzung zu ändern habe – was offenbar bedeutet, dass der Mittelfluss sogar satzungsmäßig unterbunden werden soll. Sollte der Thüringer Verband dieser Auflage nicht folgen, wird ihm mit Aberkennung der Gemeinnützigkeit gedroht, denn – so die Begründung – gemeinnützige Vereine  dürfen nur an andere „steuerbegünstigte Körperschaften“ Mittel weitergeben.

Hintergrund ist, dass der Bundesvereinigung am 4.11.2019 vom Berliner Finanzamt für Körperschaften 1 die Gemeinnützigkeit entzogen worden ist,   wogegen diese Widerspruch  eingelegt hat. Am 16. Januar forderte das Finanzamt Saarbrücken die Landesvereinigung im Saarland auf, binnen drei Wochen zu erklären, wie sie künftig mit der  Mittelweitergabe an die nunmehr  nicht mehr gemeinnützige Bundesvereinigung verfahre.Sollte die Aberkennung der Gemeinnützigkeit Rechtskraft erlangen ist also mit ähnlichen Auflagen wie in Thüringen in anderen Bundesländern zu rechnen.   Dies würde den Verlust der Haupteinnahmen der Bundesvereinigung und damit das Aus für den Verband bedeuten.Unser Landesverband Thüringen wird gegen diese Auflage Einspruch einlegen und beantragen, die Angelegenheit bis zur Entscheidung über den Einspruch  der Bundesvereinigung gegen den Berliner Bescheid ruhen zu lassen. Der Anwalt wird auch zur Anfrage im Saarland entsprechend Stellung nehmen.Es bleibt dabei: Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben!

Cornelia Kerth, Dr. Axel Holz               –              Bundesvorsitzende der VVN-BdA

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