Erster Abend über widerständige Menschen in und um Regensburg gegen das NS-Regime 15.10.24 um 19 Uhr im EBW

9. Oktober 2024

Hans Rothammer, Franz Höhne, Hans und Martha Weber

Von Rainer Ehm, Siegfried Höhne, Thomas Muggenthaler

Hans Rothammer, ein bekannter Gegner der Nazis, wird bereits im März 1933 in Regensburg inhaftiert. Im Juni 1933 wird er erneut festgenommen und ins KZ Dachau verschleppt. Nach der Befreiung war er Geschäftsführer der „Regensburger Woche“ und SPD-Landtagsabgeordneter, zeitweise auch zweiter Bürgermeister.

Franz Höhne wurde 1934 wegen des Schmuggels illegaler Literatur aus der Tschechoslowakei verhaftet, in einem großen Prozess vor dem OLG München verurteilt und nach der Haft in das KZ Dachau verschleppt. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er, wie viele NS-Gegner aus der Region, in das KZ Flossenbürg gebracht. Nach dem Krieg war er SPD-Bundestagsabgeordneter.

Hans und Martha Weber beteiligten sich auch am Literaturschmuggel der Sozialdemokrat:innen. Martha Weber wurde verhaftet aber nicht angeklagt. Hans Weber wurde zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, und später in eines der berüchtigten Moorlager geschickt und kam dort in Kriegsgefangenschaft. Nach der Befreiung war der zweiter Bürgermeister in Regensburg.

Gedenkstättenfahrt nach Theresienstadt und Lidice 1.-3. November 2024

10. September 2024

weitere Infos: https://aginput.org/gedenkstattenfahrt-2024/

Die Fahrt geht aus von der AG Input, der DGB Jugend Oberpfalz, sowie der VVN-BdA Oberpfalz.

Im Rahmen der Gedenkstättenfahrt vom 1.-3. November besuchen wir die Gedenkstätte Theresienstadt (Terezín), sowie Lidice im Westen von Tschechien. An beide Orten zeigte sich die Grausamkeit des Nationalsozialismus und der immanenten Vernichtungspolitik besonders.

„Als Vorhof zur Hölle“, wird das Konzentrationslager Theresienstadt von Überlebenden angesichts der von hier ausgehenden Deportationen in die Vernichtungslager bezeichnet. Der Ort war auch Teil der Strategie der Nationalsozialisten, der internationalen Weltöffentlichkeit vorzutäuschen, dass es sich bei dem “Ghetto” nicht etwa um einen Teil des von den Nazis als „Endlösung“ bezeichneten Massenmords handeln würde, sondern um ein „jüdisches Siedlungsgebiet“ mit hervorragenden Lebensbedingungen. Von den 141.000 nach Theresienstadt deportierten Jüdinnen*Juden überlebten jedoch nur etwa 23.000 den Holocaust. 34.000 Menschen starben bereits in Theresienstadt.

Im Dorf Lidice nähe Prag lebten bis zum Frühjahr 1942 493 Menschen. Nach dem erfolgreichen Anschlag auf den Leiter des „Reichssicherheitshauptamts“ Reinhard Heydrich wurde das Dorf Opfer von Vergeltungsmaßnahmen. Alle anwesenden Männer wurden erschossen, Frauen und Kinder deportiert und später teilweise ebenfalls ermordet. Häuser wurden niedergebrannnt und das Dorf Lidice von den Nazis dem Erdboden gleichgemacht. Das Massengrab mussten Häftlinge des Konzentrationslagers Theresienstadt ausheben.

Infos und Anmeldung:
Wir haben eine begrenzte Teilnehmendenanzahl, eine frühzeitige Anmeldung ist daher ratsam. Anmelden könnt ihr euch über die Instagramaccount der AG-Input (@ag_input) oder per Mail (kontakt@aginput.org). Die Anmeldung ist beiderseits verbindlich, sobald ihr den vereinbarten Ticketpreis überwiesen habt und wir eure Anmeldung final bestätigt haben. Einen genauen Ablauf sowie Infos zur Übernachtung erhaltet ihr dann von uns. Der Ticketpreis umfasst die Hin- und Rückfahrt, zwei Übernachtungen im 3* Hotel mit 2x Frühstück und 2x Abendessen (im 2-3 Bett Zimmer) sowie Eintritte mitsamt Führung in Theresienstadt und Lidice. Anmeldungen sind möglich, bis alle Plätze besetzt sind. Bei Interesse also immer nachfragen, ob noch Plätze frei sind. Insbesondere zur Deckung der Reisekosten bitten wir um eine Eigenbeteiligung von 45-90 Euro (Menschen mit geringem Einkommen) bzw. 90 Euro (alle anderen). Gerne könnt ihr auch einen Solibetrag zahlen, dieser wäre 120 Euro pP. Die Fahrt beginnt am Freitag den 1. November um 9:45 Uhr (Abfahrtsort Regensburg) und endet am Sonntag um 17-18 Uhr.

Drei Abende über widerständige Menschen in und um Regensburg gegen das NS-Regime

8. September 2024

Veranstaltungsreihe & Ausstellung September bis November 2024

Dienstag, 15.10.2024 über Hans Rothammer, Franz Höhne, Hans und Martha Weber

Dienstag, 05.11.2024 über Michael Kumpfmüller, Walter Zauner und Josef Bollwein

Dienstag, 26.11.2024 über Johann Eibl, Josef Haas und Alois Krug

jeweils um 19 Uhr im Evangelischen Bildungswerk Regensburg e.V. Am Ölberg 2

Ausstellung mit reproduzierten Bildern von Guido Zingerl

30.08. – 30.09.2024 Amt für Migration, Maximilianstraße 26

30.09. – 28.10.2024 Pustet & ArtUp Gallery Untere Bachgasse 1

28.10. – 30.11.2024 An der Schierstadt Stadtamhof

Trägerkreis der Veranstaltungsreihe:

Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten, Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg, Deutscher Gewerkschaftsbund, EBW, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Pax Christi, Stolpersteininitiative Regensburg, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

15. August 2024

Ausstellung „Antisemitismus in Bayern – Judenhass heute“

9. Oktober – 8. November im Foyer der VHS, Obere Gartenstr. 3 Sulzbach-Rosenberg

Was ist Antisemitismus? Welche unterschiedlichen Erscheinungs­formen gibt es? Wie äußert sich das aktuell? Wie groß ist das Problem in Bayern? Welche Auswirkungen hat das auf Betroffene? Wie verhält man sich, wenn man antisemitische Vorfälle beobachtet? Diesen Fragen geht die Ausstellung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern mithilfe informativer Schautafeln nach. Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten der VHS jederzeit besucht werden.

9. Oktober: Eröffnung der Ausstellung „Antisemitismus in Bayern – Judenhass heute“ und Podiumsgespräch zu jüdischem Leben in der Oberpfalz

VHS, Obere Gartenstr. 3

18 Uhr Eröffnung der Ausstellung im Foyer der VHS

19 Uhr Podiumsgespräch zu jüdischem Leben in der Oberpfalz mit Tim Kurockin und Elisabeth Gross

17. Oktober: Vortrag „Arabisch-Israelische Beziehungen seit 1948 & die aktuelle Situation im Nahen Osten“ mit Dr. Stephan Grigat

19.30 Uhr Ehemalige Synagoge, Synagogenstraße 9

Die Geschichte des Nahen Ostens ist nach der israelischen Staatsgründung 1948 jahrzehntelang von Krieg und Konflikt geprägt. Dennoch ist es in den letzten Jahrzehnten auch zu Friedensschlüssen gekommen. Der Vortrag wird die Entwicklungslinien vom Frieden mit Ägypten 1979 über das Osloer Abkommen und den Frieden mit Jordanien bis zum Scheitern des Friedensprozesses in der Zweiten Intifada nachzeichnen. Vor diesem Hintergrund sollen die aktuellen Konstellationen nach der Hamas-Vernichtungsaktion vom 7. Oktober beleuchtet werden – einerseits hinsichtlich der Rolle des iranischen Regimes, das der Hauptförderer des antiisraelischen Terrors ist; andererseits hinsichtlich jener Länder, die im Rahmen der Abraham Accords eine deutliche Annäherung an Israel vollzogen haben.

18. Oktober: Vortrag „Frauenhass und Judenhass – gehen Antifeminismus und Antisemitismus Hand in Hand?“, anschließend Konzert

19 Uhr Jugendzentrum Hängematte, Annabergweg 1

Was haben Frauenhass und Judenhass miteinander zu tun? Sind diese menschenfeindlichen Ideologien Alleinstellungsmerkmale der extremen Rechten? Wie lässt sich die Verbreitung judenfeindlicher Positionen in feministischen und queeren Zusammenhängen erklären? Der Vortrag beleuchtet die historische und ideologische Verschränkung von Antifeminismus und Antisemitismus und deren Rolle in antimodernen und rechtsterroristischen Weltbildern. Im Anschluss findet im Jugendzentrum ein Konzert gegen Antifeminismus und Antisemitismus statt. 

27. Oktober Führung über den Jüdischen Friedhof mit Markus Lommer

15 Uhr Treffpunkt Parkplatz Sportpark, Schießstätte

Zurückgehend auf das 17. Jh. ist der Sulzbacher Judenfriedhof nach dem Sulzbürger der älteste bestehende Altbayerns. Der Sulzbacher Judenfriedhof dokumentiert auch die Entwicklung vom orthodoxen zum liberalen Judentum. Fast 70 Jahre war er auch Begräbnisstätte der Amberger Juden. 1657 fand hier die erste, 1936 die letzte Bestattung statt. Die Führung beinhaltet jüdisches Bestattungswesen und die Geschichte des Sulzbacher Judenfriedhofs. Bitte festes Schuhwerk, Herren mit Kopfbedeckung. Die Plätze sind begrenzt. Bitte melden Sie sich über die VHS vorab an.

5. November Vortrag zu „Antisemitische Morde in der Nachkriegszeit in Regensburg?“ mit Waltraud Bierwirth

19 Uhr, Buchhandlung Volkert, Rosenberger Str. 12

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs erschütterten zwei Mordfälle die jüdische Gemeinde in Regensburg: Im Dezember 1945 wurde der 14-jährige Berek Goldfeier ermordet, im April 1947 die vierköpfige Familie Brutmann. In beiden Fällen ging die Polizei von Raubmord aus, obwohl es deutliche Hinweise auf antisemitische Hassverbrechen gab. Doch wieso ging die Regensburger Polizei diesen Hinweisen nicht nach? Die Journalistin und freischaffende Autorin Waltraud Bierwirth, die sich seit vielen Jahren mit der Geschichte von Jüdinnen und Juden in Regensburg während des Nationalsozialismus beschäftigt, stellt in dem Vortrag neue Recherchen zu den Morden vor.

9. November Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Novemberpogrome

19 Uhr Ehemalige Synagoge, Synagogenstr. 9

Klaus-Peter Beer

15. August 2024

Rechtsterroristische und antisemitische Anschläge werden zum traurigen Regelfall. Wahlerfolge rechter Parteien beflügeln das offene Erstarken des Faschismus.

Verschwörungsideologien wie der Mythos vom großen Bevölkerungsaustausch, dem zentralen Glaubenssatz der „neuen“ Rechten, resultieren in international vernetzten Rechtsterrorismus.

Der Mord an Walter Lübcke, der antisemitische Anschlag in Halle und der rassistische Anschlag in Hanau sorgten bundesweit und international für Bestürzung, Trauer und Wut.

Seit 1990 starben in Deutschland über 200 Menschen durch neofaschistische Gewalt.

Eine dieser neonazistischen Gewalttaten ereignete sich hier in Amberg. Klaus Peter Beer wurde vor 29 Jahren, am 07. September 1995, von den beiden Amberger Neonazis, Dieter Müller und Richard Lorenz, bewusstlos geschlagen und getreten.

Anschließend warfen sie ihr hilfloses Opfer in die Vils, wo er ertrank.

Der Grund für seine Ermordung war allein, dass seine Homosexualität nicht in das faschistische Weltbild seiner Mörder passte.

Am 07.09.2024 werden wir seiner gedenken.

Stadt München ehrt Ernst Grube

3. November 2021

Neben dem „Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“, der an das Festival „Ausarten – Perspektivwechsel durch Kunst: Jüdisch-Muslimischer Dialog“ geht, verleiht die Landeshauptstadt München auch einen Ehrenpreis, mit dem sie dieses Jahr das jahrzehntelange Engagement des Shoah-Überlebenden Ernst Grube würdigt. Als jüdisches Kind ausgegrenzt und verfolgt, mit Mutter und Geschwistern noch Anfang 1945 ins KZ Theresienstadt deportiert, teilt er seine Geschichte wann immer möglich mit heutigen Schülerinnen und Schülern. Als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau e.V., langjähriger Sprecher des Vorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und nicht weniger weiterer erinnerungspolitischer Gremien ist Ernst Grube eine öffentliche Persönlichkeit. Seine kritisch analysierende und mahnende Stimme wird gehört. Seine Dankesrede für den Preis ist ein Beispiel für seine Interventionen und seine Haltung. Wir dokumentieren die Rede, die Ernst Grube zur Preisverleihung am 25. 10. 2021 im Münchner NS-Dokumentationszentrum gehalten hat, und sagen: Herzlichen Glückwunsch lieber Ernst Grube zum Ehrenpreis! Wir freuen uns mit Dir!

Rede von Ernst Grube zum Dank für den Ehrenpreis / Bürgerpreis der Landeshauptstadt München 25.10.2021

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter, liebe Frau Zadoff, lieber Thomas, liebe Jury Mitglieder, liebe Gäste,

Ich danke Ihnen für die Verleihung des Bürgerpreises „für Demokratie – gegen Vergessen“.
Sie anerkennen damit meine Tätigkeit im Bereich der Erinnerungsarbeit als wichtigen, lebendigen
Bestandteil demokratischen Lebens.
Geehrt sind dadurch auch all diejenigen Menschen, mit deren Unterstützung und mit denen zusammen ich diese Erinnerungsarbeit mache.
Erinnerungskultur, wie heute Aufklärung über die NS-Verbrechen genannt wird, war und ist eine sehr
anstrengende aber notwendige Aufgabe.

Die Shoah und der beispiellose Raub- und Vernichtungskrieg von Nazi-Deutschland im Osten, gegen die Sowjetunion, der die Shoah erst ermöglicht hat, – diese Verbrechen waren lange Zeit tabu, ebenso der Widerstand gegen das NS-Regime.

Die Bewusstmachung der größten Menschheitsverbrechen und deren Folgen für unser aktuelles
gesellschaftspolitisches Handeln ist nach wie vor umkämpft. Wenn ich zurück denke an meine Erlebnisse in den Jahren1949/1950 so trauerten die meisten Bürger*innen damals eher der Nazizeit und dem verlorenen Krieg nach. Von den Verbrechen der Nazis gegen uns Juden, gegen politisch Widerständige, die in den KZs eingesperrt und gefoltert worden waren, wollten sie nichts wissen.
Kommunisten und anderen aktiven Antifaschisten wurde von der die Verbrechen beschweigenden Mehrheit und ihren Eliten ein berechtigtes Interesse abgesprochen. Die aktiven Antifaschisten setzten sich für eine Gesellschaft gemäß den Postdamer Beschlüssen ein, in der nicht die Förderer und Profiteure von Faschismus und Krieg weiter bestimmenden Einfluß haben sollten.
Als Kriegs- und Atomwaffengegner haben sie sich gegen den Aufbau eines neuen Militärs gewehrt, in der die ehemaligen Generäle der faschistischen Wehrmacht das Sagen hatten. Sie haben die Wiederkehr ehemaliger Nazis in ihre alten Funktionen bekämpft, und oft haben sie dafür wie ich Gefängnishaft und gesellschaftliche Ächtung riskiert.

Unsere Verfolgungserfahrungen, unsere Verletzungen und Verluste zählten nicht, bestenfalls waren sie anstößig. Darüber sprachen wir nur in kleinen Kreisen, unter uns. Geehrt wurde damals niemand aus unseren Reihen.

Über mehrere Jahrzehnte hat sich diese Situation nicht geändert. Im Gegenteil. Die KPD wurde verboten. Auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) sollte 1962 verboten werden, was jedoch nicht gelang. Der beklagte Vertreter der VVN machte zur Eröffnung des Prozesses bekannt, dass der zuständige Senatspräsident Prof. Dr. Werner, ein leidenschaftlicher Nazi, früh bei der SA und dann bei der
NSDAP organisiert war. Das internationale Renommee spielte eine Rolle, so wurde dieser Prozess abgebrochen.

Der Vorwurf, dass die Kommunisten keine Demokraten seien, ist bis heute geblieben. Das hat mir beinahe den beruflichen Weg als Lehrer versperrt. Die VVN-BdA wird immer noch in ihrer Aktivität verleumdet und eingeschränkt. Der Verfassungsschutz beobachtet die VVN, in Bayern ist ihr nach wie vor die Gemeinnützigkeit genommen.
Inzwischen ist das Jahrzehnte dauernde Ringen um die Errichtung von dauerhaften Aufklärungsorten wie des Jugendgästehauses in Dachau, heute Max- Mannheimer – Studienzentrum oder auch des NS-
Dokumentationszentrum selbst schon Geschichte.

Anfang der 80ziger Jahre haben ehemalige Häftlinge wie z.B. Otto Kohlhofer, Eugen Kessler, Adi
Maislinger, Herrmann Langbein, Nicolaus Lehner, Marie Luise Jahn, Max Mannheimer …und ich begonnen internationale Jugendbegegnungen – u.a. in Form von Zeltlagern – durchzuführen. 1981 bildeten wir eine Initiativgruppe für die Errichtung einer „Internationalen Jugendbegegnungstätte
Dachau“.

Wir ehemals Verfolgten wollten unsere Erfahrungen weitergeben und das in einem Treffen tun, das durch seinen internationalen Charakter schon selbst ein Stück Programm war: das Zusammenkommen von jungen Menschen aus Ländern, die von Faschismus und Krieg angegriffen worden waren und deren Bevölkerung unter den Verbrechen noch immer leidet.
Nie wieder sollten Nationalismus und Militarismus, Antisemitismus und Rassismus Menschen gegeneinander aufbringen und sie zu Tätern an anderen Menschen und Völkern machen.
Doch als Zeltlager – ohne Unterstützung durch die Stadt Dachau, den Landkreis oder staatliche Stellen – war das immer ein Provisorium. Oft wussten wir erst in letzter Minute, wo die Zelte für die jugendlichen Teilnehmer aufgeschlagen werden konnten, weil uns kein Platz zur Verfügung stand. 1984 gründeten wir den „Förderverein Internationale Jugendbegegnungstätte Dachau“. Dieses Vorhaben, das zum Teil breite Unterstützung fand, stieß jedoch auf den erbitterten Widerstand der Dachauer CSU, die im Stadtrat das Vorhaben ablehnte. 1986 konstituierte sich daher ein Kuratorium mit prominenten Persönlichkeiten. Unter Ihnen war auch Frau Hamm-Brücher, die mit ihrer souveränen, unerschrockenen Art und mit Tatkraft unser Vorhaben gegen solche Blockaden mit voran gebracht hat. So kam ich damals mit Hildegard Hamm-Brücher, der Stifterin dieses Preises, zusammen. Aus jüdischen familiären Zusammenhängen kommend, hatte sie selbst Verfolgung und Bedrohung erlebt. Sie war in lockerem Kontakt mit Studierenden um die Weiße Rose gewesen.
Angesichts rasant wachsender ökonomischer Ungleichheit heute in unserem Land und weltweit,
angesichts von Ausbeutung von Mensch und Natur in einem nie da gewesenen Ausmaß, von gigantischer Aufrüstung und verheerenden Kriegen, so dass zur Zeit über 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, erinnere ich an eine Aussage aus dem 5. Flugblatt der Weißen Rose :
„Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter dieser Erde“.
Ich danke Ihnen für diese Preisverleihung.

Wir dokumentieren ebenfalls die Laudationes für Ernst Grube von Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, sowie Dr. Thomas Rink, NS-Dokumentationszentrum München.

Die Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“ ist eine Stiftung der Landeshauptstadt München, ins Leben gerufen von der unvergessenen Dr. Hildegard Hamm-Brücher. Sie möchte zur Stärkung der Demokratie ermutigen, die Wachsamkeit gegenüber antidemokratischen Entwicklungen stärken, Zeichen gegen rechtsextremistische Tendenzen und Ausgrenzung setzen und aufklärend zur Auseinandersetzung über die NS-Vergangenheit im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur beitragen.

Zum Tod von Paul Köllner

25. Oktober 2021

Paul Köllner 15.01.1942 – 07.10.2021

Wir dokumentieren hier die Trauerrede von Christine Roth.

Paul Köllner und seine Frau Almuth begründeten den 23. April als antifaschistischen Gedenktag Regensburgs. Christine Roth war eine der vielen Mitstreiter*innen und 1979/80 im Anti-Strauß-Wahlkampf die Schülerin, die mit der Stoppt-Strauß-Plakette zur Schule ging. Darüber hinaus ist sie eine enge Freundin der Familie Köllner.

Wir bedanken uns bei Almuth Köllner und Christine Roth, dass wir die Trauerrede hier auf der Seite der VVN-BdA Regensburg veröffentlichen dürfen.

Ich war in den letzten Jahren zu den Veränderungen und der Weiterentwicklung der Gedenkkundgebung am 23. April zum Gedenkweg im Austausch mit Paul Köllner, zuletzt auch zu der schwierigen Entscheidung wegen Corona nicht auf die Straße zu gehen, das Angebot der Stadt anzunehmen, und unseren Beitrag zum Gedenktag ins Netz der Stadt zu stellen.

Ich habe mich sehr über Pauls Ermutigung und Bestärkung in unserem seit fünf Jahrzehnten geteilten Anliegen gefreut. Das habe ich ihm bei unserem letzten Telefongespräch vor wenigen Monaten auch gesagt und mich herzlich bedankt.

Unendlich dankbar nehme ich Abschied von Paul Köllner. – Luise Gutmann

Esther Bejarano Gedenkkundgebung

24. Juli 2021

Mittwoch, 4. August, 18 Uhr Neupfarrplatz

8. Mai Tag der Befreiung

8. Mai 2021

Wir dokumentieren den Aufruf zum 8. Mai in Augsburg. Unterstützt von: VVN-BdA Kreisvereinigung Augsbug, Augsburger Friedensinitiative (AFI), Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Gruppe Augsburg, GEW-Augsburg, pax christi Augsburg, Internationalistisches Bündnis Augsburg, MLPD,DIE LINKE KV Augsburg, Frauenstreik Komitee, Antifajugend Augsburg, Offene Antifaschistische Treffen Augsburg

„Am 8. und 9. Mai 1945 wurde ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer*innen, die vom Tod bedrohten Gefangenen in den Konzentrationslagern und die geschundenen Zwangsarbeiter*innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die heute leben, verdanken die Grundlagen unserer heutigen Lebensumstände den Siegern des 8. Mai. Die alliierten Streitkräfte, unter denen die sowjetische Rote Armee mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen hatte, sind und bleiben auch unsere Befreier. Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir an den Beitrag, den der antifaschistische Widerstand in Deutschland sowie in der Emigration als Teil von Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.

Mehr als 55 Millionen Menschen fielen dem Nazi-Terror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid, ihrer Zukunft und ihrem Leben. Die deutsche Wirtschaft, allen voran die Chemie- und Rüstungsindustrie und die Banken, waren die Gewinner von „Arisierung“ und Krieg sowie der Ausbeutung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeiter*innen. Diese Gewinne bildeten mit die Grundlage des „Wirtschaftswunders“ in der BRD, während die Opfer um jede noch so kleine „Entschädigung“ kämpfen mussten – oft vergeblich, wie bis heute die griechischen Opfer der Nazi-Willkür und der fehlenden Verantwortung der BRD-Regierungen.

Während in nahezu allen ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern, wie auch in der DDR, der 8. und/oder der 9. Mai gesetzlicher Feiertag wurde, hatte es genau 40 Jahre gedauert, bis ein Präsident der Bundesrepublik an einem 8. Mai von „Befreiung“ gesprochen hat (Richard von Weizsäcker 1985).Heute, 76 Jahre nach der Befreiung, ist die Forderung „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ aktueller denn je: Die Bundesregierung betreibt eine permanente Hetzpropaganda als Bestandteil einer wachsenden aggressiven Außenpolitik, z.B. gegenüber Russland oder China. Deutschland ist tief in Kriege verwickelt und schreckt nicht davor zurück, autokratisch geführte Staaten wie z.B. die Türkei zu unterstützen und Machthaber wie die kriegsführende saudische Herrscherclique mit umfassenden Waffenexporten zu bedienen. Die deutsche Beteiligung am Morden in der Welt nimmt kein Ende. Ergebnis einer gnadenlosen Politik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sind gigantische Fluchtbewegungen, die mit unermesslichem Leid für die Flüchtenden einhergehen. Viele Länder schotten sich immer gewaltsamer ab und schicken die Hilfesuchenden in Elend, Folter und Tod zurück.

Nicht nur die rechtspopulistische AfD schürt den Hass auf die sozial Benachteiligten und die vor Krieg, Bedrohung und Unterdrückung Geflohenen. Mit der Hilfe der reißerischen Berichterstattung großer meinungsbildender Medien wurde die AfD zur größten Nichtregierungspartei, die mit Faschisten wie Höcke in ihren Reihen und ihrer Demagogie längst das Geschehen im Bundestag mitbestimmt.

Wir fordern: Der 8. Mai muss ein gesetzlicher Feiertag werden, an dem der Befreiungvom NS-Regime gedacht wird. Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr! Verbot aller faschistischer Organisationen!

Wir treten ein: Für eine Welt des Friedens, der internationalen Solidarität und der Völkerverständigung!“

Wie wäre es mit einer MAY-AYIM-STRASSE

19. März 2021

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